Dienstag, 14. Juli 2009

Zu guter letzt









...setz ich mich nochmal an den Pc um meinem Blogdasein für diese Reise das Ende zu setzen. Ein letztes Mal das Gefühl von Internetgebühren, Abenteuererlebnissberichten und Mitteilungsschreiben. Eine geraume Zeit ist es her, dass mein Flieger in Frankfurt landete und ganz allmählich,aber nur ganz allmählich kann ich sagen,langsam kommt wöchentlicher Besuch von Herrn Alltag ins Leben zurück. Was immer noch ganz cool ist : ans Telefon gehen, mich mit Anja Kugele zu melden, das Auto in den Hof zu fahren,durch die Haustüre zu laufen und man ist daheim.Es sind kleinste Dinge die mich kurz schmunzeln lassen wenn ich z.B.den Kühlschrank aufmache und mir klar wird das ich im Prinzip soviel essen kann wie ich will, keine Rücksicht drauf nehmen muss ob ich mir die Nudeln lieber für morgen aufheb um Geld zu sparen.


Meine erste Woche kam ganz anders als geplant. Ich müsste ein Entschuldigungsschreiben an meinen Körper schicken der sich nach der zweiten Woche Deutschland etwas verarscht vorgekommen sein muss. Schon die erste Nacht geh ich zur deutschen Zeit ins Bett, quengel mich mit kurzen Nickerchen durch den Tag ,treib dieses Spielchen die darauffolgenden Tage weiter bis es am Wochenende auf dem berühmt,berüchtigte South Side Festival mit drei Stunden Schlaf zum totalen Wirrwarr kommt. Eine Mordsgaudi unterstützt durch eine muntere Viererkonstellation mit Carsten, Till , Franzi,einer ehemaligen Klassenkameradinvon mir, feiern, lachen und tanzen und betrunkene Menschen wie Carsten, der ungefragt über anderer Leute Köpfe schräg drüber rasiert worauf der eben frisch rasierte unter anderem kurzerhand mein Zelt zerstört. Gut, dann benutzt man sein Zelt als Schlafsack anstelle Plastikiglu.



Die letzten Wochen entscheiden das ein oder andere grundlegende für meine Zukunft .
Es hat mir jemand gesteckt, hinter allem was im Leben passiert steht ein Sinn. Während meiner Reise trat oft die Frage auf wofür ich das Ganze mache, ob das alles überhaupt einen Sinn ergibt, meilenweit allein von daheim von Hostel zu Hostel zu eiern und Leute zu treffen die man ja eh nie wieder sehen wird. Die Antwort liegt nicht im Ziel sondern entsteht auf dessen Weg.Gibt es überhaupt ein Ziel oder entsteht durch alles was wir uns vornehmen und eventuell ereichen nicht schon wieder etwas Neues das zum Ziel wird? Die Antwort auf den Sinn meiner Reise spiegelt sich in kleinen Erlebnissen wieder. Das erste Gespräch auf englisch bei dem ich mein Gegenüber zwischen no worries und einem Schluck Bier verstanden habe, die erste erfolgreiche selbstständige Entscheidung treffen, allein fliegen oder in fremde Umgebung und mit fremden Menschen umgehen zu lernen.


Während man im Geschehen drin ist bemerkt man kaum Änderung. Ich glaub,ich kann jetzt sagen, ich seh und spür deutlich eine persönliche Veränderung. Ich organisiere etwas, treffe zufällig jemand auf der Strasse, gehe heim und bemerke nebenbei wie leicht mir plötzlich vieles fällt, wie anders ich plötzlich auf Menschen zugehen kann. Australien hat mir etwas in den Koffer gesteckt, was ich mir nirgends kaufen kann: ein kleines australisches Mentalitätsteilchen, eine gewisse Leichtigkeit und Offenheit,nebenbei noch gutes Wetter das bis auf vereinzelte Tage echt köstlich war. Barry hatte mich noch gewarnt, er würde böse werden, sollte ich das gute Wetter einpacken. Von Barry hätte ich mir gerne auch eine Scheibe abgeschnitten und eingepackt. In Zeiten, in denen es der Anni während der letzten 2 Wochen nicht so prickelnd ging, waren es keine langen Gespräche sondern kleine Bemerkungen von Barry die es mir teilweise leichter machten. "Anni, it's all part of growing up". Bleibt nur die Frage wann man aufhört erwachsen zu werden. Ist das nicht ein lebenslanger Prozess?



Man sollte die Dinge möglichst wichtig , aber keines völlig ernst nehmen


oder


sollte man sich lieber selbst möglichst ernst nehmen aber nicht zu wichtig?



Wie auch immer.Es ist ein andere Perspektive die ich gelernt habe auf Dinge zu werfen, meine Motivation grenzenlos neue Dinge zu machen und zu erleben, meine Freunde und neue Freunde wichtig und das eigene Zuhause, nachdem man nun mal eine geraume Zeit weg war, doch gar nicht so schlimm wie eigens immer behauptet. Woanders kann es womöglich schöner oder hässlicher sein aber nie besser solange man sich selber mitbringt. An den schönsten Stellen der Welt kann man unglücklich sein. Der Blick auf das Schöne liegt in erster Linie im Innern und kommt nicht von Aussen,so schön es glänzen mag.


Etwas anderes was mir bis dato unbekannt war, das Gefühl etwas unkontrollierbares passiert und das Leben wirft sich unwiederruflich in dein eigenes und versucht dich aus deiner Bahn zu werfen. Das man das Leben nicht planen kann hab ich zu spüren gekriegt, über eine andere Errungenschaft bin ich nach Tagen der Verzweiflung, Traurigkeit, des Unverständnisses, Verletztheit und letztendlich Selbstmitleid und Stolz froh, erfahren zu können was es heisst sich selber aus dem Schlamassel zu ziehen,den Kopf nicht hängen zu lassen und die Hilfe, die von Aussen kommt auch anzunehmen.

Vor ein paar Tagen setzt sich Martin ,unser Untermieter zu mir und berichtet von seinem Tag und einer WG-Suche.Wenn er will könnte er schon in drei Tagen ausziehen und nach Pforzheim in eine Wohngemeinschaft ziehen. Später überkommt mich für ein paar Sekunden ein Gefühl, dass ich so gar nicht richtig einordnen kann. Unterlengenhardt leert sich und verstreut all meine Freunde inklusive mir an verschiedene Orte .Madeleine wohnt plötzlich in Filderstadt, Till in Schaffhausen, Teile Bergers ziehen in den Norden, Franzi nach Esslingen, Elli nach Tübingen oder Freiburg und Lissi nach Salzburg. Irgendwie wie ein Neuer Abschnitt .

Seit 2 Wochen bin ich wieder unter die gelben Flitzwer getreten und fahre mit seit heutem nicht mehr heilem Räderkasten, Karten , Kataloge, Pakete, eventuell Liebesbriefe in Bad Liebenzell aus.

Anfang September wird es für mich auf ein Seminar in der Nähe in Freiburg gehen , daraufhin werde ich meine Aufmerksamkeit der Freizeitgestaltung geistig-behinderter Erwachsener widmen, das Ganze dann noch auf Französisch. Mulhouse (Mühlhausen) ist eine kleine Grossstadt im Südelsass, grob gesagt zwischen Freiburg und Basel. Etwas kommt Mulhouse seinem Ruf als eine der ungemütlicheren Städte , hätte man zur Wahl noch Colmar und Strassbourg, nach.


Meine drei Schnuppertage vorletzte Woche konnte ich neben Behinderteneinrichtung, Marrokanern, Algeriern und Elsassfranzosen die Altstadt und ein Kronenbourg geniessen.

Die Vorfreude auf die kommenden 12 Monate dort wird zu 50 % mit Unbehagen, das erste Mal richtig von daheim in eine fremde Stadt und in ein andres Land zu ziehen ,geteilt. Nunja, wenigstens bin ich im AlleinineinfremdesLandgehen schon etwas erfahren, sozusagen etwas erfahren im Unerfahren sein.

Neben der Arbeit in der Einrichtung erwartert mich ein frisch renoviertes eigenes Appartement, angrenzend an die Altstadt im Stadtzentrum, einladend für Menschenmengen aus dem fernen Schwarzwald, Umbgebung und die Welt, in das von Zuhause 2-3 Std entfernte Mulhouse zu fahren um neben Croissant essen,in nette kleine Strassencafes zu sitzen und den nahegelegenen Badesee zu erkunden, die Wohnung der dort Hausenden, zu erunden.


Der Postalltag wirft so manches Mal das Gefühl von Routine auf und nach partyreichen,durchzechten Nächten kehrt etwas Ruhe in Kugeles Bude ein. Innerlich brauen sich neue Reisepläne zusammen. Wann, wohin, allein oder zu Zweit ist noch weit entefrnt. Nochmal Asien oder Südamerika und zur Reisebegleitung ein Blogspot, klingt attraktiv.

Mal sehen was Frankreich erzählen lässt, vielleicht sind es Stories , wie als Martene ,der 60 Jährige, geistig behinderte der Einrichtung in Mulhouse der in Anzug und Krawatte mit Aktentasche bei meiner Anfahrt wartend an der Tür steht und mich logischerweise denken lässt ich habe es mit dem Heimleiter zu tun, was mich etwas verdutzt, einen monatlichen Erlebnissbericht wert.



Am 22.08 sind Samstagabend eine kleine Diashow meiner Reise und ein gleichzeitiger Abschied für Frankreich fällig.Wer nichts besseres zu tun hat, stürmt das Haus in der Johannes- Keplerstr. 16/3 und höret,sehet und staunet was er trotz Blogspot noch nicht wusste.

Ich tät mich gar freuen auf eure Aufmerksamkeit und Anwesenheit!



-La Fin-

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